Blog-Layout

Die wichtigsten Bausteine des operativen Krisenmanagements

Die wichtigsten Bausteine des operativen Krisenmanagements

Die Corona-Pandemie, mit der sich die gesamte Wirtschaft jetzt auseinandersetzen muss und deren potenziell verheerende Folgen es zu vermeiden gilt, trifft die Unternehmen weitgehend unvorbereitet.

Vor allem der Mittelstand kannte in den vergangenen Jahren eigentlich nur eine Richtung: die des Wachstums.
Die damit zusammenhängenden Fragen und Herausforderungen (wie können zusätzliche Ressourcen aufgebaut, wie Mitarbeiter gewonnen, wie die größer gewordenen Strukturen beherrscht werden?) bestimmten die strategischen Überlegungen und das tägliche Handeln.

Nach einer beispiellosen „Vollbremsung“ der ökonomischen Systeme sind jetzt schlagartig andere Disziplinen gefragt. 


Viele Unternehmen befinden sich seit den ersten Tagen des Lockdowns in einer äußerst angespannten Situation. Für einen Großteil aller anderen Firmen steht zu befürchten, dass diese Phase noch kommen wird – und plötzlich stehen wir alle vor einer mächtigen Aufgabe: 

erfolgreichem Krisenmanagement.


Hier gilt wie bei vielen anderen Themen, dass vor allem mittelständische Strukturen nicht unbedingt über darauf vorbereitete Konzepte und Instrumente verfügen.

Im Folgenden ein stichpunktartiger Abriss der akuten Handlungsfelder, die Sie in der kurzfristigen Sicht fokussieren müssen:

1. Liquidität sichern

Die von Bund und Ländern beschlossenen Soforthilfen sind für Unternehmen jenseits der Solo-Selbständigen leider nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Diese Hilfen wo möglich trotzdem in Anspruch zu nehmen ist selbstredend, auch die ermöglichten Stundungen der Steuervorauszahlungen sind ein weiterer kleiner Mosaikstein.

Darüber hinaus müssen aber die klassischen Instrumente des Working-Capital-Managements aktiv eingesetzt werden, um die kurz- und mittelfristige Zahlungsfähigkeit abzusichern: gebundene Liquidität freisetzen (Bestände), Zahlungsverpflichtungen soweit möglich reduzieren und verschieben, Zahlungserwartungen bestmöglich vorziehen und konsequent realisieren.

Eine transparente Liquiditätsplanung, die fortlaufend fortgeschrieben wird ist hier ein zwingend notwendiges Instrument, um die Lage beurteilen und steuern zu können.

2. Kosten managen

Um den häufig größten Kostenblock – die Personalkosten – zu beherrschen, wird uns das Kurzarbeitergeld wie bereits in der Finanzkrise gute Dienste leisten. Viele Unternehmen werden diese Option schon gezogen haben. Für alle anderen gilt: klären Sie sowohl die administrativen Vorgehensweisen und spielen Sie verschiedene Szenarien Ihrer mittelfristigen Personalbedarfsplanung durch, um einen sinnvollen Einsatz dieses Instruments zu ermöglichen.

Der gleiche Ansatz gilt für Ihre Materialbedarfe: prüfen Sie Ihre Bevorratungs- und Beschaffungsplanung vor dem Hintergrund der möglichen Absatzentwicklungen und passen Sie die Vereinbarungen mit Ihren Lieferanten sowie Ihre internen Beschaffungsparameter intelligent an.

Wo können darüber hinaus schnell weitere Aufwände reduziert werden, ohne die operative Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu gefährden?

Mögliche Kostenpositionen in diesen sekundären Bereichen sind z.B. Ausgaben für Marketing, Büroausrüstung und Spesen sowie sonstige Einsparungen beim Einkauf. 

Welche strategischen Projekte und Investitionen lassen sich ohne negative Konsequenzen verschieben? Welche sollten gerade jetzt forciert werden, um nach der Krise von den Effekten zu profitieren?


Alle laufenden Kostenpositionen müssen auf den Prüfstand! 

Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter mit ein und honorieren Sie deren Ideen und Beiträge zum Sparen.

Hüten Sie sich jedoch vor Kostenkürzungen nach dem Gießkannen-Prinzip. Ziel muss sein, die finanziellen Ressourcen in die produktivste Verwendung zu lenken und keine vitalen Leistungen zu gefährden!
Die Unternehmen, die es schaffen ihre Kosten intelligent zu senken werden als Gewinner aus der Krise hervorgehen. 

3. Kapitalbedarf decken

Auch hier wurden vom Bund bereits Programme zur Unterstützung der Unternehmen aufgelegt. Über die Möglichkeiten und Leistungen können Sie sich in den einschlägigen Portalen informieren (z.B. beim Bundeswirtschaftsministerium - Link hier)
Aktualisieren Sie Ihre Kapitalbedarfs- und Finanzplanung vor dem Hintergrund der Krise und der dadurch beeinflussten Veränderungen Ihrer Ertrags- und Aufwandsplanung. Nehmen Sie frühzeitig Kontakt mit Ihren Finanzierungspartnern auf und lassen Sie sich beraten. Mehr als zu anderen Zeiten gilt jetzt besonders: pflegen Sie eine proaktive und konstruktive Zusammenarbeit und Kommunikation.

4. Operatives Geschäft absichern

Sorgen Sie dafür, dass Ihre elementaren Unternehmensprozesse und Funktionen stabil und so effektiv wie möglich funktionieren. Fokussieren Sie die Aktivitäten in allen Bereichen auf die Absicherung und wenn möglich Optimierung der Wertschöpfung.

Beantworten Sie dazu kritisch die folgenden Fragen:

  • Was sind die Kernprozesse zur Aufrechterhaltung meines Outputs? 
  • Was sind darin die Schlüsselaktivitäten und Leistungsmerkmale? 
  • Welche Ressourcen sind dafür zwingend notwendig und wie kann ich ihre Verfügbarkeit gewährleisten? 
  • Welche Verfahren und Prozeduren müssen abgesichert sein?
  • Sind klare Verantwortungen und schnelle Entscheidungsfähigkeit abgesichert?

Wesentliche Aspekte, die Sie im Blick haben müssen sind z.B. 
  • aktive Bestandskundenbetreuung im Vertrieb
  • Konzentration auf definierte Zielmärkte und -kunden in der Neukundenakquise
  • wenn möglich: Anpassung und Fokussierung des Produkt-, Leistungs- und Serviceangebotes auf die besonderen Bedarfe Ihrer Kunden in der Krisenzeit
  • auftragsbezogene Konstruktionsaufgaben
  • projektbezogene Entwicklung, die schnellen ROI liefert
  • Prüfung und bestmögliche Absicherung Ihrer Lieferketten im Einkauf
  • Fokussierung auf kritisches und notwendiges Produktivmaterial
  • Nutzung einfacher Möglichkeiten der Bedarfsversorgung bei C-Teilen und Hilfsstoffen
  • Absicherung einer hohen Maschinen- und Anlagenverfügbarkeit
  • aktive Planung und Steuerung der Produktion zur optimalen Ressourcennutzung
  • Gewährleistung der fehlerfreien und effizienten Durchführung der Produktionsprozesse
  • funktionierende, die Wertschöpfung stützende Logistikprozesse in Lager, Materialversorgung und Versand
Grundvoraussetzung für obige Leistungen ist die ausreichende Verfügbarkeit an Mitarbeiterkapazität. Führen Sie vor dem Hintergrund der vielleicht ungewöhnlichen Situationen im Personalbereich (umfangreiches Homeoffice, Urlaubs-/Zeitkontenabbau, erhöhter Krankenstand etc.) eine konsequente Personaleinsatzplanung durch und erkennen potenzielle Engpässe so früh wie möglich.

5. Kommunikation

Gute Kommunikation ist grundsätzlich ein wichtiger Erfolgsfaktor effektiven Managements. In Krisenzeiten wird sie jedoch zu einem entscheidenden Instrument zur erfolgreichen Bewältigung der Herausforderungen.

Erster Aspekt ist ein klares Bild der wichtigsten Adressaten und eine entsprechend zielgruppenorientierte Kommunikation für alle relevanten Stakeholder: Mitarbeiter, Betriebsrat, Kunden, Lieferanten, Kapitalgeber.

Dabei sollte die Krisen-Kommunikation einigen prinzipiellen Maßgaben folgen: sie muss frühzeitig, glaubwürdig und belastbar sein. Sie darf weder eine Beschönigung der Lage noch eine Überdramatisierung vornehmen, sondern vielmehr mit der notwendigen Offenheit zu Situation, Chancen und Risiken und geplanten Maßnahmen durchgeführt werden.

Vor allem das Management und die Führungskräfte nehmen hier eine wichtige Rolle ein: durch eine aktive und gezielte Kommunikation gegenüber den Mitarbeitern können Gerüchten und Fehlinterpretationen vorgebeugt und stattdessen klare Sachlagen, Entscheidungen und Vorgehensweisen vermittelt werden.

Bei allen vorhandenen Schwierigkeiten kann mit sachlicher Nüchternheit und einem sinnvollen Maß an Gelassenheit die notwendige Zuversicht erzeugt und Vertrauen in die eigenen Stärken gewonnen werden.


In Richtung der Kunden und Lieferanten ist auf eine möglichst einheitliche und partnerschaftliche Information zu achten, die das Gefühl der Wertschätzung und des langfristigen Ziels der Zusammenarbeit transportiert. Denn bekannterweise wird in Krisenzeiten die Grundlage für eine erfolgreiche Partnerschaft gelegt – oder eben zerstört.

Vor allem in der Zusammenarbeit mit den Shareholdern (sowohl Eigen- wie Fremdkapitalgebern) ist in Krisenzeiten auf eine proaktive Kommunikation zu achten. Aufgrund der zu erwartenden finanziellen Beeinträchtigungen sind alle Beteiligten auf ein hohes Maß an Transparenz und Zuverlässigkeit angewiesen, um Ihrer Rolle gerecht zu werden. Wenn Sie nicht schon über ein standardisiertes Berichtswesen gegenüber diesen Partnern verfügen sollten Sie zeitnah ein entsprechendes Werkzeug etablieren.

6. Führung

Wie kaum in einer anderen Situation zeigt sich in Krisenzeiten, ob es im Unternehmen eine gute Führung gibt. 

Der von Prof. Dr. Fredmund Malik postulierte und bei triform verfolgte Ansatz der „wirksamen Führung“ kennt 
dabei 6 wichtige Grundsätze: 
  1. Resultatorientierung= es kommt auf Zielerreichung und Ergebnisse an
  2. Beitrag zum Ganzen = das „Wozu?“ klären und Sinnhaftigkeit stiften
  3. Konzentration auf Weniges = die wichtigen Dinge richtig machen
  4. Stärken nutzen = nicht Fehler suchen, Stärken ausbauen
  5. Gegenseitiges Vertrauen = klare Grenzen und dann „machen lassen“
  6. Positiv denken = konstruktives Chancen-Denken
Die konsequente Ausrichtung des täglichen Führungshandwerks an diesen Grundsätzen schafft auch für Krisenzeiten eine hervorragende Ausgangsbasis!

Gefordert sind jetzt vor allem die analytischen und emotionalen Fähigkeiten der Entscheider. Der analytische Ansatz meint, dass in unsicheren und volatilen Zeiten unterschiedliche Szenarien durchdacht, die Chancen und Risiken mit kühlem Kopf abgewägt und Entscheidungen konsequent umgesetzt werden müssen.
Auf emotionaler Ebene besteht ein ebenso hoher Anspruch: weil das eigene Führungsverhalten auch beeinflusst, wie die Mitarbeiter mit der Situation umgehen. Und weil die oft zitierten „weichen Faktoren“ wie Empathie, Kommunikation, Vertrauen, Fehlertoleranz etc. noch stärker wirken als im „Normalbetrieb“.

Mitarbeiter werden sich gerade in Krisenzeiten wahrscheinlich mehr nach Führung sehnen als sonst, sie suchen nach Orientierung und Halt.


Und in Krisenzeiten zeigen sich auch die Talente: es gibt Menschen, die auch ganz ohne offizielle Führungsrolle in Führung gehen. 

  • Die Zuversicht verbreiten und ruhig handeln. 
  • Die anderen zuhören, Sorgen aufgreifen, die richtigen Prioritäten setzen. 
  • Die weder Panik machen noch alles auf die leichte Schulter nehmen.

Wenn Sie in den nächsten Wochen genau hinsehen, dann werden Sie eine ganze Reihe an zukünftigen Führungskräften identifizieren, für die Sie danach kein Assessment Center mehr brauchen.

7. Ausblick

Bei allem richtigen und wichtigen Fokussieren auf das Beherrschen der Krise in den folgenden Wochen und Monaten kennen wir zum Glück auch alle die unerschütterliche, positive Seite davon: die Chancen, die daraus erwachsen!

Gehen Sie also mit Zuversicht und im Bewusstsein Ihrer Stärken in die nächste Zeit. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen!
Und bei Bedarf: wir unterstützen Sie gerne mit unseren Kompetenzen bei der Sicherung Ihrer Wettbewerbsfähigkeit in dieser Krisensituation!

Erfahren, empathisch, zielorientiert, partnerschaftlich - so sehen wir uns bei triform!
Digitalisierung verschlafen
von Thomas Meier 5. Januar 2020
Es gibt viele Gründe ein Scheitern zu rechtfertigen! Warum haben Unternehmen, die heute in der Krise sind, eigentlich nichts getan, obwohl das Ausmaß der Veränderung bereits absehbar war? Die Reserve liegt in den Prozessen und ist einer der wichtigsten Stellhebel, um potenzielle Umsatzrückgänge im klassischen Geschäft zu kompensieren. Die digitale Transformation hilft bestehendes zu bewahren und Neues zu schaffen, um sich zukunftsfähig aufzustellen.
Die Zeit läuft unaufhaltsam -- jetzt die notwendigen Änderungen einleiten!
von Thomas Meier 28. Oktober 2019
Wo steht die mittelständische Fertigungsindustrie bei der Digitalen Transformation? Studien zeigen entsprechenden Aufholbedarf – jetzt ist der Zeitpunkt günstig!
Digitalisierung Welle fünf-vor-zwölf prozessoptimierung
von Thomas Meier 30. Juli 2019
Die Unsicherheit bestimmt in vielen Unternehmen zunehmend das Denken und Handeln. Gefordert ist, sich immer wieder neu auf die Veränderungen auszurichten. In Bezug auf die Digitale Transformation wurden zwar in vielen Unternehmen erste Initiativen unternommen, doch fehlen im produzierenden Mittelstand häufig die Voraussetzungen, um hier schneller voranzukommen. Hemmnisse sind fehlende Infrastrukturen, Engpässe bei Fach- und Führungskräften, aber sehr häufig auch die Verteidigung des IST-Zustands und der fehlende Mut, aus diesen Strukturen auszubrechen. Diese beiden letztgenannten waren zumindest auch zwei der am häufigsten genannten Gründe in der etventure Studie 2018 zur digitalen Transformation.
Share by: